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Ein Leben für den Motorsport

Mensch der Woche: Holger Möller (75) war schon im Kinderwagen an der
Rennstrecke… Mehr im Bericht (LINK)

Holger Möller (75) hatte keine andere Chance. Seine Begeisterung für den
Motorsport ist ihm in den Kinderwagen gelegt worden. Als Anfang der 50er-
Jahre Motorräder und Kleinstrennwagen auf dem „Kieler Hafenkurs” unter
den Augen von Zehntausenden Zuschauern über den Asphalt an der Kieler
Förde bretterten, lauschte Möller am Streckenrand als Baby bereits den
Motoren. „Es konnte bei mir gar nicht anders kommen”, sagt Möller mit Blick
auf seine jahrzehntelange Leidenschaft. Heute begeistert der 75-Jährige mit
seinen Ideen selbst die jüngeren Generationen vom Motorsport.
Möllers Erfolg ist messbar. Der Landessportverband (LSV) gab am
Donnerstag bekannt, dass mit 812.300 Mitgliedern in Schleswig-Holstein so
viele Menschen in Sportvereinen organisiert sind wie seit zwölf Jahren nicht
mehr. Mit 3468 neuen Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr verbuchte der
Motorsport prozentual den größten Zuwachs (25,5 Prozent).
Möller ist 1. Vorsitzender im Schleswig-Holsteinischen Fachverband für
Motorsport (SHFM) und auch im Automobilclub von Kiel (AvK) sowie beim
MSC Nordmark Kiel im erweiterten Vorstand. Der Tag des Sports im
vergangenen Jahr in Kiel habe für einen Schub gesorgt. „Hier können wir
den Sport mal in der Stadt erlebbar machen“, sagt Möller. In diesem Jahr will
er auf dem Aktionstag mit zwei Inklusionsfahrzeugen für Menschen mit
Behinderungen aufschlagen. Generell sei er dabei, Karts mit Benzinmotor
durch solche mit Elektroantrieb zu ersetzen. „Es geht mir darum, die Zukunft
unseres Sports zu sichern“, sagt der 75-Jährige. Seine Energie zieht Möller
aus seiner Begeisterung und der Arbeit mit dem Sportlernachwuchs. „Dabei
vergisst man sein eigenes Alter. Es macht einfach Spaß, mit jungen
Menschen zusammen zu sein, die sich für Technik interessieren. Ich bin
selbst mit Technik groß geworden“, sagt Möller.
Holger Möllers Vater war Kfz-Meister bei Volkswagen in Kiel. Als kleiner
Junge rannte Möller schon durch die Werkstatt. „Ich war dort quasi das
Maskottchen“, sagt er. Damals gab es zahlreiche Rallye-Rennen in Schleswig-
Holstein, zu denen die Menschen strömten. „Jede Woche konnte irgendwo
gefahren werden. Das war total familiär. Und so wächst man in die Szene
einfach hinein“, sagt Möller.
Seine „Rallye-Rausch-Premiere“ als Fahrer erlebte Möller 1972, als er
erstmals in einem Rallye-Auto saß – einem NSU TT. Die Strecke führte
damals von Hannover nach St. Peter-Ording. „Nachts im Nebel in der
Marsch: Das war ein Abenteuer!“ Das galt auch für nächtliche Fahrten durch
kleine Ortschaften – in einer Zeit, in der es noch in fast jedem Dorf eine
Kneipe gab. „Da musste man dann zwischen 23 und 2 Uhr besonders gut
aufpassen“, sagt der 75-Jährige mit einem Augenzwinkern.
Besonders in Erinnerung ist Möller auch ein Erlebnis Ende der 80er-Jahre
geblieben. Als die Rallye-Fahrer morgens um 3 Uhr an einem Bauernhof
vorbeifuhren, stand dort auf einmal ein Landwirt mit seiner Schrotflinte und
stoppte das Rennen. Laut Möller hatte die Aktion wohl etwas mit der
damaligen Umweltbewegung zu tun, die nicht gut auf den Motorsport zu
sprechen war. „Das war damals ein Trend der Zeit.“
Um den aktuellen Trend der steigenden Motorsport-Beliebtheit fortzuführen,
hat Möller viele Ideen und auch dafür gesorgt, dass sich immer mehr junge
Motorsportler im Ehrenamt engagieren. Dazu gehört Linus Plautz (21),
Trainer und Jugendleiter im AvK und SHFM. „Holger kann durch seine
extreme Erfahrung alle mit Wissen versorgen und hat viele Ideen für die
Zukunft“, sagt Plautz über Möller. Und so soll es auch bleiben. „Ich kann gar
nicht nachlassen“, bekräftigt der 75-Jährige.

Jede Woche konnte irgendwo gefahren werden.
Das war total familiär. Und so wächst man in die
Szene einfach hinein.

Holger Möller

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